Naja, wie drückt man seine Eindrücke über ein gesamtes Land in einen Bericht?! Lets see ...
Aufgrund des engen Zeitplanes und der Ungewissheit ob Korea innerhalb einer Woche zu gewinnen sei habe ich mir zwei Deutsche und einen Japaner/Amerikaner, je nach politischer Lage und Weltanschauung für diskutierte Themen, mitgenommen. Als wir in Seoul mit der Maschine der JAL runter gingen war es bedeutend kälter als in Japan (was noch nicht auf die politische Situation zurück zu führen war). Noch am Flughafen wurde Geld getauscht 1€ ~ 1500 Won. Da schwimmste in Kohle ohne Ende. Gemäß BigMac Index liegt Korea im Preisverhältnis ungefähr auf Höhe Deutschlands und ist damit knapp 50% günstiger als Japan - für ausgewählte Produkte. Am Flughafen gab es also erst einmal ein Monster-Eis für geschätzte 60 Cent. Für manche Produkte ist Korea halt auch deutlich günstiger.
Die Airport-Limousine (Bus) hat uns dann in 65 Minuten zum Hostel gekarrt. Die Bushaltestellte der "SungKyunKwan"-Universität sollte gegenüber eines Dunkin Donuts sein und dadurch einfach zu identifizieren. Einen besonderen Dank an diese Art der Wegbeschreibung! Seoul ist wohl der amerikanisierteste Flecken Erde außerhalb Amerikas, oder wer weiss vielleicht sogar stärker voll gestopft mit Klischee amerikanischen Geschäften als Amerika selbst. Entlang der Route lagen insgesamt 6 Dunkin Donuts gegenüber der Bushaltestellen, davon waren 4 Haltestellen auch noch einer Universität zugeordnet. Da die Schriftsprache stark an crazy Word-Arts erinnert und sich das Gesprochene nur schwer auseinander halten lässt, war es eher Zufall das wir den Weg gefunden haben.
Seoul: Stinkt! Nicht im übertragenen Sinne sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stadt verströhmt in den meisten Gegenden den angenehmen Duft der Kanalisation. Unser Zimmer war da alles andere als die Ausnahme.
Süd-Korea: Is a developing country. Scheren wir das gesehene über einen Kamm lässt sich sagen: "Korea ist wie Japan vor zwanzig Jahren!" (Zitat des japanischen Teils unseres Japanisch/Amerikanischen Freundes Shoin). Nun war ich vor zwanzig Jahren nicht in Japan und würde mich wahrscheinlich auch nur an Bruchstücke erinnern, aber wenn ich mir Japan von vor zwanzig Jahren vorstellen sollte, wäre es wie Süd-Korea heutzutage. Ohne den Gestank!
Sprache: Koreanisch. Hält man es für möglich?! Die Sprache basiert auf den selben Wurzeln wie chinesisch oder japanisch (sagte man uns). Die Schriftzeichen, lustige Balken, Kreise, Vierecke etc. wurden mit Word eingeführt und werden durch wildes Nutzen der Alt und Strg Taste, an der lokalisierten QWERTY-Tastatur, bunt miteinander kombiniert. Tatsächlich wurde in Korea früher auf chinesische Kanji zurück gegriffen, später wurden diese jedoch von einem (angeblich) hoch gebildeten König ersetzt.
Englisch: Weit, sehr weit verbreitet. Wo man in Tokyo nicht einmal in seiner "International Christian University"- Bibliothek engschlisch sprachiges Personal findet, wird man in Seoul im kleinsten Laden auf englisch willkommen geheissen.
Tatsächliches Preisniveau: Verführerisch! Gerade wenn man aus Japan kommt und sich daran gewöhnt hat, dass nen Bier (Happoshu) im Laden 5 € kostet, wirkt Korea wie das Paradies auf Erden. In jeder Bar, jedem Lokal und jedem Restaurant bekommt man für ca. 3 € ein DEUTSCHES Bier. Einheimische Marken - sind nicht zu verachten - und kommen für etwa 2 € über die Ladentheke gerollt. Eine 45 Minuten lange Taxifahrt zum 5 Sterne Hotel, samt ansässigen Casino, kostet etwa 10 €. Das Casino ist dann etwas teurer. Mindesteinsatz waren etwa 2€, am Roulette-Tisch hinten rechts in der unscheinbaren Ecke. Im Durchschnitt würde ich den Mindesteinsatz auf 15€ beziffern, Texas Hold-Em war nur zu empfehlen wenn man sich für etwa 500€ einkaufen konnte. Essen und trinken war in dem Schuppen jedoch - solange man spielte - umsonst. Geordert wurde am Tisch, gegessen im Restaurant. Die 50.000 Won die ich ausgegeben habe, habe ich so was von routiniert wieder rein geholt.
HIGHLIGHT: Kugelfisch! in einer der Suppen - habe es erst im Nachhinein gemerkt, was mir etwas den Kick genommen hat. Werde den nochmal probieren müssen, denn wenn man es nicht weiß, schmeckt der Fisch elegant unauffällig. Das Problem mit den vermeintlich niedrigen Preisen ist dass man geneigt ist zu sagen "Ach, is ja jetzt nicht so teuer - gehen wir halt jeden Morgen und Abend ins Restaurant." Im Vergleich zu Japan richtig, das Konto holt einen dann aber flink wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Endergebnis: I am a star, a fucking famous star. "Veni, vidi, vici" meine Damen und Herren. Der Drops ist gelutscht, das Spiel ist gelaufen, der letzte Takt gespielt! Überall deutsche Fahnen, Hymnen, Fans, Jubel und Getöse. Tatsächlich ist wirklich sehr viel "Deutschland" in Süd-Korea zu finden. Die Bevölkerung ist viel aufgeschlossener und offener gegenüber Fremden - längst nicht so schüchtern wie die Japaner. Mehrfach wurden wir willkürlich von Koreanern angesprochen und in Gespräche verwickelt. Dies mag daran liegen, dass einfach deutlich weniger "westliche" Touristen zu finden sind, als man 1 Woche nach dem G20 Summit erwarten würde. Die paar, die dann mit blonden Haaren herum laufen geraten da ganz schnell zur Attraktion. Insgesamt wurde ich auf 7 Fotos gezerrt und hatte mehrfach irgendwelche Teenies im Arm die mich unbedingt (der Fairness halt halber sei erwähnt dass es meinen beiden deutschen Freunden hier kaum anders erging) auf nem Foto mit sich verewigt haben wollten. Noch häufiger ist man jedoch "unbemerkt" auf Fotos gelandet. Bei willkürlichem herum drehen war nicht selten eine Kamera auf einen gerichtet.
Ich meine ich bin es ja gewohnt ;) - komisch war es aber schon. Den positiven Eindruck hat es aber nur verstärkt - also falls mit 30 alle Stricke reißen sollten findet ihr mich in Korea.
Ich schließe hiermit schon einmal den Exkurs als "erfolgreich". Tokyo und Korea unter meinem direkten Einfluss. Das Schloss auf dem letzten Bild habe ich mir übrigens herrichten lassen.
Werde übers Wochenende dann noch nen paar Zeilen zu
- Tourie-Aktivitäten
- Artilleriebeschuss
- Einschüchterung von Sicherheitsbeamten
- Brücken
- 1,5 Liter Pitschern
- Amerikanisierung - Westisierung
- ...
Euch allen einen schönen 4ten Advent! Genießt die Fotos (rechts drauf klicken)
Beste Grüße,
D