Mittwoch, 29. September 2010

... watching for signs in the stars.

Begrüßung! お元気ですか。

So viel einmal vorweg, ich bin einer unglaublichen Lüge aufgesessen! Einer von langer Hand geplanten Werbekampagne mit dem einzigen Ziel mich hinters Licht zu führen! Ich bin absolut geneigt von einer weltweiten Verschwörung zu sprechen. Von wegen Land der aufgehenden Sonne, im Durchschnitt 7°C wärmer als in Deutschland. Durchgehend gutes Wetter usw. alles eine unglaubliche Lüge. Ich trage heute Pullover und die auf 24°C eingestellte Klimaanlage schaut mich nur fragend an und ist eher geneigt zu heizen als zu kühlen.
Es regnet seit zwei Tagen fast durchgehend. (Habe meinen zweiten Regenschirm geschenkt bekommen, nachdem der erste die letzten Tage bereits die Konsequenzen aufgrund des Wetters gezogen hat und sich verdrückt hat. - Tippe auf Australien, soll da gerade warm werden. Dieses mal stand die Frau vom Hausmeister vor mir und hat mir den ihrigen かさ überlassen.)
So sieht es hier gerade aus. Die Regenschirme drängeln sich über den Köpfen der geprellten Austauschstudenten - unfassbar. Bin gleich sowieso in 秋葉原 ( Akihabara - „Herbstlaubfeld“) um mir eine nette neue Kamera zu kaufen - werde in der deutschen Botschaft vorbei schauen und meinen Unmut kund tun.
秋葉原 ist das Technikviertel von Tokyo in dem hoffentlich die verrücktesten Technikträume erfüllt werden können. Go for it.


Zumindest war ich nach dem "Ideas on Piece" Course beim Tsukimi (月 見) in unserem Tsuru (Hauptraum - Gemeinschaftsraum). Tsukimi bedeutet frei übersetzt Sterne oder Mond gucken und ist von der Tradition her so etwas wie Daten und beschreibt die Schönheit der Frau mit der Mann sich trifft. Hier ist es nichts anderes als das Kennenlernen der anderen Dormitories. Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon die Frauen-Wohnheime 2,3,4 bei uns und haben immer fleißig was zu essen gebracht. Die Mädels wissen einfach was sich gehört.
Dieses Tsukimi war mit dem Kanada- und dem Zelkova-
Haus. Da auch Männer in den Wohnheimen wohnen wurde Bier mit gebracht. Die Jungs wissen einfach was sich gehört. ;)
Der letzte Zug ging um 12 nach Tokyo - durch einen befreundeten DJ stand das gesamte Global House auf der Gästeliste vom "Club Asia" in Shibuya (渋谷区). Das hat es direkt mal "günstig" gemacht. Für nur 20€ war man drin. Der Laden an sich war durchaus lustig und Spaß hats allemal gemacht. Nen Getränk für 500 Yen ist für Tokyo schon fast günstig - aber man sollte hier doch seine Getränke genießen.
Für den jungen aus der kleinen Stadt Osnabrück ist Shibuya an sich schon ein Grund nach Japan zu reisen. Der Wahnsinn! Mehr muss man eigentlich nicht sagen. (Wer schon auf dem Times Square war wird wohl leicht weniger überwältigt sein.) Unglaubliche Menschenmassen, die Straßen durch Autos und vor allem Leuchtreklame hell erleuchtet und eine super Stimmung. Auch hier könnte ein Marketingexperte sicher kaum ein besseres Party-Viertel bauen. Auch der versierte BWL´er wird es schwer haben etwas zu verbessern. Gibt es nämlich schon alles. Maximierte Eintrittspreise, diverse Variablen um sein Geld zu verprassen und den Lock-IN Effekt von 12 bis 5! Da geht nämlich nichts. Keine Bahn, kein Bus - man mag also ein Taxi nehmen (Halte ich nichts von, wenn man Geld über hat sollte man es vertrinken) oder zu Fuß gehen. Tokyo breitet sich auf einer Gesamtfläche von 621,45 km² aus. Viel Spaß. Also bleibt man bis zum bitteren Schluss oder geht Frühstücken. Die Läden haben auf.
Um kurz vor fünf ereignet sich dann ein anders Schauspiel. Aus allen Richtungen strömen die Schnapsleichen herbei, sie wollen alle nur eines. Die Bahn! Deren Glück das die Bahner das mit der Pünktlichkeit sehr genau nehmen und mindestens alle 5 Minuten mit Ihren Vehikeln vorfahren.
Um ca. halb 7, wenn mich mein Alter die richtige Uhrzeit nicht hat vergessen lassen, sind wir auf dem Geländer der ICU gewesen. Vorbei am stets pflichtbewusst dösenden Wachmann, dem "Attention Hornets" Schild und mit Blick auf unsere Kirche.

Was ist mir also in Erinnerung geblieben? Nun gut, formulieren wir es anders. Welche Eindrücke von dieser Nacht sollte ich noch schnell teilen? Nunja. Zwei Dinge gibt es da die Tatsächlich unters Volk gebracht werden sollten.
  1. Sollte ein Japaner, motiviert von diversen Muntermachern, seine Scheu vor Kontakt mit Ausländern verlieren wird man den nicht mehr los.
  2. Der Japaner an sich scheint nicht um sein letztes Hemd, sondern um seine letzten Schuhe zu spielen. Zumindest kam mir einer der 1,50 Meter großen Kollegen ohne Schuhe aber im Anzug in der U-Bahn entgegen. Dresscode frei interpretiert.
So, habe mittlerweile ne Foto-Kamera. Werde den Link zum Bilder Repository bald mal durchgeben und versuche bis dahin die Diashow hier im Blog mit den besten Bildern zu füttern.
さようなら。


Montag, 20. September 2010

... without bureaucracy? Without Ideas on Peace?

Da bin ich wieder... Der jüngste Stareinkauf der Dortmunder aus dem Land der aufgehenden Sonne hat den Schalkern grad mal wieder ne Kugel in die Maschen geschoben und da dachte ich mir so: Dennis, dachte ich mir - jetzt lässt du deinen wirren Gedanken mal wieder freien Lauf.

Ich nehme euch jetzt mit zurück in die guten alten Zeiten, in die Zeiten in denen sich der geneigte Student online für Klausuren und Kurse anmeldete. Damals war einfach alles besser :) An der ICU war am 07. September "Registration Day".
Ein Überblick:
  1. On-Campus Login an einem von ca. 60 Rechnern - von 9.00 bis 14.00 Uhr.
  2. Computergestützte Kurswahl in 4 Schritten. Erstellen eines Registrationsbogens und erstellen eines Druckauftrages.
  3. An einem der 8 Druckterminals einloggen und seinen Registrationsbogen, sofern er den Weg auf den Druckserver gefunden hat, ausdrucken. - bis 14.30 Uhr
  4. Mit dem Zettel in der Hand zu seinem Advisor (ein beliebiger Professor der ICU) tapern und sich seine Stundenplangestaltung absegnen lassen.
  5. In das Registrationsbüro rennen und seinen, vom Advisor unterschriebenen Registrationsbogen, einscannen lassen.
  6. Ein einen Computer, der einem am sympathischsten gesonnen scheint, setzen und die, durch mehrere Hilfskräfte vom Zettel übertragenen, Kurse bestätigen. - bis 15.00 Uhr
Wirklich interessant wird diese Prozedur in dem Moment in dem 5000 Studenten gleichzeitig unterwegs sind. Der pure Wahnsinn! Die Advisor Idee ist wahrscheinlich auch den Studiengebühren zu verdanken aber eigentlich sehr nett. Der Advisor ist verantwortlich dafür, dass sich ein Student weder zu viel, noch zu wenig zumutet, er wird über Fehlleistungen des Studenten informiert und betreut diesen während seines Aufenthaltes. Ich habe das ausprobiert! :)

Eine durchschnittliche Arbeitsbelastung besteht aus 13 Units pro Trimester. Nun belegt ein Japanisch-Kurs 6 Units (von der Arbeitsbelastung entspricht der aber - so munkelt die Studierendenschaft - ca. 10 Units) und meine anderen Kurse betrugen zu dem Zeitpunkt noch 8 Units, waren aber nicht richtig gebucht. Ich wusste das und dass sich das von selbst klärt, mein Advisor aber nicht. Zumindest hatte ich nach 2 Tagen direkt 4 e-Mails von Ihm, dem Educational Exchange Service und der Educational Affairs Group im Postfach. Frage mich ja was passiert wenn man sich hier als Langzeitstudent versucht?! Rechne mit einigen Herzinfarkten. Habe meine Kurse mitlerweile übrigens auf geschmeidige 12 Credits reduziert ( Also tatsächliche Belastung ca. 16 Units - für normale Kurse muss man im Schnitt 50 - 80 Seiten pro Woche lesen und nen paar Seiten tippen).

Am 08. September begannen dann die Kurse. So gibt es von nun an jeden Morgen 3 Stunden Japanisch und zusätzlich 3 weitere Kurse - meiner Tradition als Information Systems Student folgend sind dies a) International Relations and Global Order, b) Public Management und c) Ideas of Peace.
An diesem Mittwoch - dem Tag der ersten Kurse -gab es zwei Besonderheiten. Die erste, es hat geregnet! Die Zweite, es begann die Bakayama Initiation Ceremony Woche. Zu beiden Dingen gibt es ne Geschichte auf die Augen.
Zum Regen ist zu sagen, dass er auch hier eine gewisse Nässe bringt aber angenehm warm ist. ;) Leider hatte ich keinen Schirm und war schon in gewisser Schockstarre vor den 5 Minuten Fußweg. Anwohner der Oder kennen das, wenn es mal richtig regnet wird es schnell unangenehm und es kommt von überall Wasser. Womit ich norddeutsche Seele nicht gerechnet hatte war jedoch unser Hausmeister. Der kam mir entgegen gelaufen, eröffnete mit einem "おはようございます。これはわたしのかさです。" Guten Morgen, Hier ist mein Regenschirm. So habe ich ihn zumindest verstanden und nach etwas lamentieren hat er ihn mir dann auch in die Hand gedrückt. Sowas ist mir auch noch nicht passiert :). Er wollte ihn aber auch partout nicht zurück haben - als ich am nächsten Tag bei ihm vorbei schaute bestand er darauf, dass ich ihn behalte. Sehr netter Mensch. Sitzt den halben Tag bei uns im Tsuru (Aufenthaltsraum des Global House) und schaut Fernsehen mit Hausmeisterinnen. 

Die zweite Besonderheit war unsere Initiation Ceremony. So viel vorweg: Es geht darum dass sich alle Neulinge an der ICU, mit ihren jeweiligen Wohnheimen, eine Performance überlegen und bis zum Tag der Performance, entsprechende des Themas, verkleidet herum laufen. Ich war mit 4 anderen Leuten als bessere Version von NSYNC unterwegs.
Siehste da: (Arbeite btw. immernoch daran Bilder auf meinen Rechner zu kriegen, liefer die alle nach, sry)
Die Geschichte hatte den tollen Vorteil, dass ich mir eine Woche lang nicht überlegen musste was ich denn am besten anziehen soll. Aber Bakayama hat sich seinen eigenen Eintrag mit Video und allem drum und dran verdient. Kommt dann noch.

Ich habe übrigens heraus gefunden wie die Klimaanlage richtig funktioniert. Bislang war ich einem Übersetzungsfehler aufgessen und aufgrund der Dennis - Japanisch Sprachbarriere stand meine Klimaanlage durchgehend auf LOW. Durchgehend 16 Grad. Das Problem ist nunmehr gelöst. :)

Meine Kurse sind allesamt wirklich interessant. Habe mich in der ersten Woche mit Machiavelli, Ethik, Bürokratie-entwicklungen, verschiedensten Staatsformen, Staatsphilosophie und am Freitag mit dem Frieden an sich beschäftigt.
Meine Einschätzungen: Die Bürokratie dieses Landes bedarf einer grundlegenden Überarbeitung - werde hier ansetzten um meinen Einfluss auf Japan auszubauen.
Freitags gab es dann "Ideas of Piece" mit meinem und Deutschlands Freund Prof. Chiba. Kernthema zunächst einmal Japan vor, im und nach dem zweiten Weltkrieg .(mit regelmäßigen Einwürfen einer nach wie vor leicht angepissten Französin in meine Richtung :) - sehe da eher Neid weil der Prof. mich mehr mag als sie) Werde meine Studienfachwahl hier aber nochmal überprüfen müssen, da eine Kursteilnehmerin (Amerikanerin) die Angewohnheit hat unglaublich herum zu schleimen. Ich weiss nicht ob es im Sinne der Veranstaltung ist darüber nach zu denken sie aus dem geschlossenen Fenster zu feuern - werde mit dem Blick auf meine Ethik unterlagen dieses Problem ausdiskutieren.
Aber wie soll man ein Land erobern wenn man danach nicht einmal weiss wie es zu befrieden ist?! Also bleib ich dabei :)

Der Abend steht im Rahmen des letzten Skimi und des Clubbings. Gibts auch später.
Verabschiedung.


Samstag, 11. September 2010

... by playing soccer? How to get lost? Or put the cart before the horse?

Die Sekai-Boyz sind das Elite-Fußball-Team vom Global House! Sie sind die Speerspitze im Kampf um Ruhm und Ehre. Sie schreiben die Geschichten in denen Helden geboren werden. Kurzum - Fußballer mit Herz und Seele.
Das Global House tritt jedes Jahr in der ISL (International Christian University Soccer League) und im zweimal jährlich statt findenden Okkada-Cup an. Die ISL ist für Studenten und Freunde zugänglich und es werden wöchentlich Spiele abgehalten. Die ISL wird intern als Vorbereitung für den Okkada-Cup gesehen. Sowohl in Spielqualität als auch Intensität lässt sich am leichtesten der Vergleich Bundesliga und Champions-League ziehen. Der Cup ist das jährliche Highlight dem die ganze Universität entgegen fiebert. Er wird zwischen den Wohnheimen ausgespielt und ist damit nicht zuletzt auch ein Prestigeduell. Ein jeder identifiziert sich mit seinem Team und ist als Spieler, Betreuer, Physio, Cheerleader oder was sonst gebraucht wird dabei.
Man sagt mir nach ich würde zu einer gewissen Übertreibung und farbigen Ausgestaltung neigen - natürlich wiederspreche ich solchen tendenziellen Aussagen gänzlich - und auch diesmal ist da nichts dran. Schon bei unserem ersten Training um 7 Uhr morgens waren zwei Mitbewohnerinnen am Platz, um einen reibungslosen Trainingsablauf zu gewährleisten. Sie haben also Bälle wieder geholt und immer für kühles Wasser (resp. Tee) gesorgt. Es waren gemäß Termometer auch bereits 27 °C und eine Luftfeuchte von 80%.
Trainiert wird 3-4 mal die Woche morgens um 7. Meiner Ansicht nach war der Wahnsinn hier eindeutig der Vater der Termingebung. Was willste machen? Werden die flinken Japaner halt im Morgengrauen entzaubert.
Nun beginnt die Vorbereitung auf das erste Spiel und die neuen Trikots sind auch bestellt, mal schauen ob wir die pinken "Tim Wiese Gedächtnistrikots" bekommen können. Leider ist die "Infinity" als Nummer schon vergeben. In 10 Tagen gehts dann auch schon los und die ISL wird überrannt werden. It seems that we Germans are proud owner of a certain reputation - Idon´t know.

Darüber hinaus wird gemunkelt, dass es auch noch eine offizielle ICU Manschaft gibt, die die Universität gegen andere Teams aus Tokyo vertritt. Bin bereits auf der Suche, denn seien wir ehrlich, was besseres als meine Person in Topform kann doch keiner Mannschaft passieren ;)
Ich sehe hier ja auch ein Sprungbrett, um meinen Plan mit 40 Jahren in Rente zu gehen zu erfüllen. In der Vorraussicht einer grandiosen Saison, würde ich es als nicht allzu vermessen ansehen, direkt in die J-League zu wechseln und könnte dann als deutsche Festung im Tor die Liga aufmischen. Sicherlich könnte ich dann auch eingebürgert werden und so japanischer Nationaltorwart werden. Zeitplan: 3-5 Jahre. Sounds feasible. Dann noch etwas weiter kicken und flux mit 40 in Rente gehen.
--> Ich bleibe dran!

Nachmittags sind wir mit einigen Bahnen um Tokyo herum gefahren. Wir waren auf dem Weg zu Costco. Erstmals habe ich wirklich etwas von Tokyo und dem Umland gesehen. Traumhaft kann ich nur sagen! (Werde morgen noch nen paar Bilder nachliefern!) Wir haben von kleinen Gassen, über Wohnsiedlungen, Einkaufspassagen bis hin zu verstreuten Dörfern alles mit genommen.

Costco, für alle die es nicht kennen - so wie ich bevor ich drin war - ist ein riesiger Großmarkt. Gegen eine jährlicher Gebühr bekommt man einlass und dafür etwas günstigere Produkte. Wir haben für 300€ eingekauft und dafür unter anderem 2x1 Liter Herbal Essences Shampoo, 2x2 kg Hackfleisch, 2 kg Karnevalsbonbons, 1 Kiste Grolsch, einen 4 Liter Einmer Seife usw. bekommen. Einfach alles in Übergrößen - Hab mich als Riese in Japan also recht wohl gefühlt. Die Sachen wurden dann für 5€ Aufpreis am nächsten Tag geliefert. Superb.



Die ICU tut etwas für Ihre Studenten. Die ICU sorgt sich um Ihre Studenten. Die ICU stellt sicher, dass sich Ihre Studies nicht zu viel zumuten. Die ICU investiert in den Fortschritt seiner Studenten. Die ICU sorgt sowohl für weltliche als auch für geistilche Bildung. Sie vermittelt weltliche ung geistliche Werte und Normen. So, oder so ähnlich möge man sich die Wahlsprüche von Counseling Center, Human Rights Advisor, Student Service Devision oder dem Religious Center (um nur einige zu nennen) vorstellen. Diese stellten sich am Montag den Studenten vor und zunächst einmal wurde ein Studentenprofil erstellt.
Auszug der Fragen (Da ich diesen Teil der Einführungswoche großzügig geskippt habe gebe ich nur wieder was mir übermittelt wurde):
  • Bist du Glücklich?
  • Bist du gerne alleine oder lieber unter Leuten?
  • Wie stellst du dir dein Leben in Japan vor? Macht es dir Angst oder Freude?
  • Möchtest du neue Menschen kennen lernen, neue Freunde finden oder bleibst du lieber allein?
  • Gibt es für die ein Leben neben deinem Studium?
  • ...
Als ich von diesen Fragen gehört hatte war ich mir übrigens nicht mehr ganz so sicher, dass die ICU an uns Studenten interessiert ist oder einfach eine gewisse Angst vor Selbstmord und Amoklauf hat! Aber man tut hier wirklich was für die Studenten, sicher auch um zu gewährleisten dass jährlich 15.000€ Studiengebühren fließen.
Die International Christian University zählt zu den 5 besten privaten Hochschulen Japans und ein Abschluss von dieser Universität wird in Japan als eine Art Jobgarantie betrachtet. Entsprechend Anspruchsvoll sind hier die Aufnahmetests und durch die finanzielle Belastung auch der Druck auf, zumindest einige, Studenten. Als Austauschstudent bin ich prinzipiell von Studiengebühren und Druck befreit :).

An der ICU werden Austauschstudenten pauschal als "Undergraduate-Studenten" eingeschrieben. Nun begibt es sich aber so, dass ich mich in Münster bereits durch meinen Bachelor geeiert habe und von daher prinzipiell "Graduate Student" bin. Ein Blick in das Kursheft der Uni legt einem auch nahe auf diesem Status zu bestehen. Zwar sind auch die Undergraduate Kurse durchaus interessant aber im Graduate Bereich ist es der Hammer. Selten mehr als 4-9 Studenten und viele weltweit anerkannte Professoren halten die Vorlesungen.
Wie gesagt wurde ich als Undergraduate-Student eingeschrieben, was bedeutet dass ich Klinken putzen gehen muss und mir von jedem Prof eine Teilnahmeerlaubnis einsammeln muss. Damit habe ich meinen Nachmittag verbracht.
Irgendwann landete ich im Büro von Professor Chiba, seines Zeichens weltbekannter Friedensforscher. Ich würde den Professor als weltmännischen, überzeugenden und weit gereisten Menschen beschreiben. Unter anderem unterhält er gute Kontakt zur WWU Münster und dort unter anderem zu einem gewissen Professor Vossen - seines Zeichens eher kein Friedensforscher :).

Professor Chiba ist Fan von Deutschland und so unterhielten wir uns ca 40 Minuten auf Deutsch, Englisch und Japanisch über unsere beiden Länder. Im Gedächtnis ist mir aus irgendwelchen Gründen der folgende Abschnitt geblieben. Dabei ist zu sagen dass er damit auch zu einem Teil eine landläufige Meinung von Japanern direkt nach dem zweiten Weltkrieg wieder geben wollte und nicht zwangsläufig seine eigene Meinung oder die seiner Landsleute (glaube ich), also:
Shiba: "I really like Germany, it´s a beautiful country."
Shiba: "Really, I like my whole life. Remeber we were already quite successful in the Second World War and fought together."
Dennis: "Sososososo"
Shiba: "And to be honest, without the weak Italian people we would have won the war."
Dennis: Wird wohl in dem Moment die Sprache und Farbe verloren haben hat zumindest nicht geantwortet.
Nein, er steht meiner Meinung nach auch nicht hinter solchen Aussagen - würde ich sagen. Aber jeder hat halt seinen Grund Italien nicht zu mögen. :)
Ein Wort zu einem typischen Büro, von zumindest den hier lehrenden und forschenden Profs ,sei noch verloren. Sie sind klein. Es passen ca. 1000 Bücher, ein Schreibtisch und ggf. noch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen für Gäste rein. Es hat durchaus seinen Charme - wenn jedoch reihenweise Profs. mental erkranken sollten, werde ich dem Counceling Center vorschlagen die Professoren auf Claustrophobien zu untersuchen.

Nach den Professorengesprächen war mein Tag schon fast wieder gelaufen. Ich schlenderte aus dem Education and Research Building und war schon fast weg als mir eine Koreanerin auf ca .10 cm Absätzen hinterher geflitzt kam. Ich hatte sie schon einige Male auf dem Campus gesehen, weshalb ich wohl auserwählt wurde ihre Frage zu beantworten.
"Hello, do you know where the Integrated Learning Center is?"
"For sure, (bin ja gut informiert und habe nen Orientierungssinn dass selbst TomTom neidisch wäre) directly behind the "honkan", next to the Research Building."
"Thanks, by the way: what´s your name?"
"Dennis, what´s your name?"
"One"
"Yeah one would be enough (Als wenn ich mir mehr als einen Namen merken könnte)"
"I´m confused (und ich erst)"
"No, no my name is One - ähm W-h-u-o-n"
"Oh sorry - Gaijin ( 外人) des! ;) Nice to meet you."
"You too, see you later"
Hach, herrlich sowas. Aber der Name ist auch ne Falle. Die Gaijin ( 外人) Karte ist nebenbei bemerkt die Geheimwaffe gegen jede Art von Ärger und Problemen. Ein Gaijin ist letztlich ein "Mensch von draußen" also ein nicht Japaner. Wird eigentlich eher abwertend benutzt aber man kann damit so ziemlich jede Art von Fehlverhalten und peinlichen Situationen beilegen. Dummer Tourie halt.
Es soll sogar schon gesichtet worden sein (weder von mir noch war ich verwickelt), dass sich der ein oder andere gewaltig einen in die Rüstung getan hat, mit der Hand vor dem Mund in die Toilette gestürmt ist, einen Geschäftsmann beiseite gestoßen und in nen Mülleimer gebrochen hat und nach getaner Arbeit hoch schaute und nur meinte "すみません外人です。" (Entschuldigung, bin halt nen trotteliger Ausländer).

Tja, Bundesliga Live-Stream endet.
Um 7 Uhr, also in 6,5 Stunden ist auch wieder Training.
Grüße nach Deutschland! おやすみなさい。


Donnerstag, 9. September 2010

... ? Language Test and go for a club.

Wir schrieben Freitag den dritten September. Der "Japanese Language Placement" Test stand an, drei Stunden lang Gramattik, Vokabeln, hören, schreiben und Textverständnis. Da ich mit meinem Japanisch bislang ganz gut zurecht kam und sich in meinem Gehirn doch einiges wieder auftat, was ich mal gelernt hatte, hoffte ich nicht allzu sehr durch die Mangel genommen zu werden und nen paar Punkte zu holen. Vertan, vertan sprach der Hahn.
Die Erzählungen anderer Studenten waren bereits eine Warnung gewesen. Der Test war wirklich nicht "straight forward" einzustufen. Als Hauptproblem habe ich die Kanji´s (ca. 25000 Schriftzeichen, jenseits der 3 anderen verwendeten Alphabete im Japanischen) ausgemacht. ;) Der Test wimmelte nur so davon, sodass ich mein durchaus vorhandenes Vorwissen nicht gut unter bringen konnte. Tatsächlich ist es so, falls man das Zeichen nicht kennt fehlt die Aussprache und damit fehlten doch viele Vokabeln die man im Gespräch versteht und verwenden kann.
Ich habe jedoch das Gefühl, dass dies auch durchaus beabsichtigt ist. :) Die Ergebnisse gibt es bereits und wo ich Gramattikalisch teilweise bereits im Level 4 von 6 Kursleveln Inhalte kenne starte ich im Punkto Vokabeln zunächst in Level 1 und lerne Schriftzeichen. Das heißt für mein erstes Trimester 140 Minuten Kurs pro Tag und 1-2 Stunden Homework im Schnitt. Welches Level ich nun genau nehme wird sich zeigen. Nach der ersten Unterrichtswoche gibt es eine Entscheidung.

Am Nachmittag stand die Club Orientation an. In Japan ist die Teilnahme an Clubs ziemlich verbreitet. Wo in Deutschland der normale Dorfverein wartet besucht man hier Clubs, um - naja - nahezu jeder Nebensache der Welt nach zu kommen. Es gibt wirklich ne Menge in den Bereichen: Sport, Kultur, Technik, Social Skills, Abenteuer und als besonderes Schmankerl findet man den Beleuchtungsclub an der ICU. (hier der Link zu den aktuell vorhandenen Clubs) Wohl auch nicht erwarten würde man den Samba Club an einer japanischen Uni. Bin kurz davor bei zu treten! Habe die Vorführung nämlich sachlich analysiert - die Schrittfolge und Takt sind für einen Südländer wie mich ja eh kein Problem und so könnte ich die Tänzerinnen gut supporten. Nach einer ausgiebigen YouTube Recherche sehe ich die Mädels zumindest ziemlich weit vorne, in so ziemlich allen Rankings - auf die tänzerischen Aspekte werde ich dann das nächste mal achten.
Das Clubleben wird ernst genommen - teilweise zu ernst. So hat der American Football Club jeden zweiten Tag für 3 Stunden den Football/Soccer/Handball Court geblockt und geht dort ausgiebig turnen. An den anderen Tagen werden Eisenstangen gedrückt und so bringt es die teilweise 1,60 Meter große Defense doch auf eine erstaunlich bedrohliche Masse.
Deutsche sind and der ICU (vor allem im Sport) und soweit ich das mit bekomme in Japan allgemein sehr beliebt (dazu in den nächsten Tagen auch noch mehr - soviel vor weg auch die Japaner haben ihren Grund Italien nicht zu mögen). So besteht durchaus das Interesse einen anderen Deutschen und mich als "The German Wall" in so ziemlich jede kampfbetonte Sportart als angsteinflößende Waffe in die Defense einzubauen. Ich denke sie erkennen direkt das Talent dass in uns schlummert, das wir gefüht 2-3 mal so viel wiegen wie die Gegner spielt aber wahrscheinlich auch mit rein, sowie die Tatsache dass wir im Schnitt 1-2 Köpfe größer als alle Gegner und Mitspieler sind.
Aktuell heißt es für mich morgens um 7 Fußballtraining und 3 mal die Woche Lacrosse (aktuell ist dies die Planung).

Clubs haben aber noch einen weiteren Reiz, man kommt in ein wirklich japanisches Umfeld. Wo sich das Global House als internationale Gemeinschaft versteht in der sehr viel Englisch gesprochen wird, ist die Amtssprache im Club Japanisch. Man ist mit Japanern unterwegs und damit auch Abseits der Touriepfade - so ist der Plan.

Abends war Bier-Pong angedacht und im Kreis von 5-8 Leuten sollte sich einer einverleibt werden. Ein paar Bier und die ein oder andere Kiste happoshu (発泡酒) sollten die Grundlage bilden und "Good German Jägermeister" die richtige Würze bringen. In einen handelsüblichen Fahrradkorb passen knapp zwei Kisten happoshu.
Es begab sich nun wie folgt: Nachdem wir ein Spielfeld vorbereitet und das alkoholische Kaltgetränk fachmännisch kalt gestellt hatten stand ein Geburtstag an. Wir sind Ninjas! 40 Leute haben sich quasi lautlos, wie Schatten, an Wänden entlang gedrückt, sind eins mit den Konturen der Nacht geworden und haben dann gröhlend in den Samstag gefeiert. Nun sollte der Bierpong-Marathon starten. Es eskalierte etwas. Ich war bereits mit der ersten Runde beschäftigt, sodass ich nur vermuten kann was sich in den Köpfen der Anderen Bewohner abgespielt hat aber ich nehme an es war in etwa so:
"Awesome - Do you hear the Music?"
"Yeah - what an amazing beat."
"Nordisch what does it mean."
"Lets tell it everybody and then we have a look."
So wirds wohl gewesen sein. Global House-Party! Bier Pong und stetig wurde neues Bier heran gekarrt. Die Spezialitäten aller Länder wurden präsentiert und im Sinne der Student Pledge als durchweg als "important cultural good" einverleibt. Tatsächlich bin ich mir auch über den Tathergang nicht im klaren, der zum Abschalten der guten deutschen Musik geführt hat aber die Stimmung war wohl schon derart angeheizt dass sich die Party bis sechs Uhr gezogen hat. Ich kann mit voller Begeisterung kund tun, dass ich ungeschlagen das Bier-Pong Turnier beenden konnte. Zusammen mit Ohio George war uns kein Gegner gewachsen.

Direkt in den ersten Tagen wurde mir folgendes mit auf den Weg gegeben: "In Japan, espacially at the ICU you need two things to survive: A bike and a cell phone." Nen Fahrrad hatte ich ja bereits und mit der Bestätigung dass ich in Mitaka gemeldet bin konnte ich mir nun auch nen Handy zulegen. Wieder einmal ging es in Manier einer Klassenfahrt nach Mitaka. Durch den Wald vorbei am "DANGER: Hornets - keep away" Schild - in die Stadt.
Tatsächlich leben wir sehr idyllisch und sind mitten im Grünen. Wir sind vom Wald umschlossen und drum herum tobt Tokyo.
Meine Erfahrungen beim Handykauf lassen sich reduzieren auf ein paar Stichpunkte. Generell muss man sagen Japan ist in Sachen Handyvertrag noch weit zurück.
  1. Hohe Grundgebühren
  2. Hohe SMS-Kosten
  3. Immense Minutenpreise
  4. Man verwendet eigentlich keine SMS, sondern mobile e-Mail um zu kommunizieren. Bis zum erbrechen animiert und auf Paketbasis abgerechnet. Eine e-Mail kostet in etwa 1 Cent, wenn man aber Bilder etc. versendet oder im Internet surft ist schnell einige Euro los.
  5. Ein Vertrag der die Visa-Dauer nicht übersteigt ist mit einigen Sonderkosten verbunden (wir mussten die Handys, welche normalerweise über die Vertragslaufzeit abgezahlt werden direkt bezahlen)
  6. Technischer Schnickschnack ist weit verbreitet. Viele selbst günstige Handys kommen mit GPS daher, aber zum Datenaustausch wird Infrarot verwendet. Bluetooth sucht man oft vergebens. Über Infrarot werden Kontaktdaten ausgetauscht - somit hat das "bekomme ich deine Nummer" direkt die Auswirkung dass man e-Mail Adresse und häufig Anschrift, Arbeitgeber und Angaben wie Hobbies austauscht. Erspart natürlich eventuell später auftretende Konversation - die wie bereits genannt eh zu teuer am Telefon ist :)
  7. 5 Verträge fertig zu stellen dauert 5 Stunden
Mit nen paar Nachlässen haben wir noch nen ganz guten Deal raus geschlagen! Der Abend war easy going. Ein Wohnheimmitglied hat nen netten Hollywood-Streifen auf der Festplatte gefunden und es gab einen Blue-Ray Abend (Wer einen DVD Abend vermutet hatte solle sich in Erinnerung rufen dass ich in einem High-Tech Land bin ;) ). Die erste Shisha habe ich in Japan entdeckt und der Abend endete für mich um 4 Uhr.

Drei Stunden Schlaf bis zum ersten Fußballtraining im neuen Team. Den Sakai-Boyz mit den um den Okkada-Cup und in der ISL gespielt wird.

Dienstag, 7. September 2010

... without orientation? So start with the orientation program.

Zunächst einmal freue ich mich dass sich mein Blog gut lesen lässt und er tatsächlich nicht nur mir eine Erinnerungshilfe an meine Zeit ist sondern auch anklang findet und dadurch nen Bild von Japan vermittelt.

Donnerstag:
Am zweiten September wurden wir, das sind primär 23 neue Studenten aus dem Global House, die meisten "One Year Regular" (dazu zähl auch ich) aber auch "Regular "(4 Jahre) und "Transfer " (3 Monate) Studenten, in die O-Woche geworfen.
Begonnen wurde der Tag mit Pancakes und Onigiri (御 握り), der japanischen Art einer Stulle, gibt nur ein paar Unterschiede. Man lasse das Brot weg, nehme statt dessen Reis den Belag deutscher Art, Wurst usw. tausche man gegen Gemüse und Gewürze (beides bevorzugt zerkleinert) und vermenge alles mit einander. Der fingerfertige Koch forme dann Kugeln, Vierecke, Scheiben oder Dreiecke und nun kommt der Clou, verpacke es wie ein Butterbrot in Frischhaltefolie, also eigentlich ziemlich identisch und wirklich überall und zwar auch für kleines Geld zu haben.

Danach fand das Nummerieren der neuen Studenten statt. Was ein feierlicher wenn auch anonymisierender Vorgang ist, deswegen folgten wir der Ansage "Suit up". Vor unserer schönen Kirche wurden wir mit unseren ID´s (Matrikelnummern) versehen und danach bei bereits 31°C in das wohl einzige nicht klim
atisierte Gebäude auf dem Campus gefercht - Die Kirche! Suited!
Der Japaner ist ein Perfektionist! Auch oder eben gera
de bei Temperaturen jenseits der 30°C. Platziert wurden wir mit Sitzplan, mit für Japaner kalkuliertem Platzanspruch in den Bänken, kuschelig war es. Aber man will ja nicht klagen. Will man doch aber was bringt es :) . Der Sitzplan hatte jedoch eine wichtige Doppelfunktion, da wir während der Matrikulationszeremonie die "Student Pledge" unterzeichnen mussten, wurde anhand des Sitzplanes geübt die Zettel in die Mitte der Reihen durchzureichen. Und das lief, ... locker wie ein Länderspiel wurden die Zettel durch gereicht.
Als die Zeremonie nach gut einer Stunde des angestrengten Übens endlich begann wurde jeder neue Student einzeln aufgerufen und seine Anwesenheit geprüft - dann kam es endlich zur feierlichen Unterzeichnung der "Student Pledge".
In order to realize the purpose and ideals of ICU, I herby solemnly pledge that I, as a student of International Christian Univversity, will uphold the pronciples of the Universal Declaration of Human Rights, respect law, and abide by the university regulations and instructions.
Feierlicher Auszug, Foto und Empfang mit Buffet in der neuen Cafeteria. Das erste mal Sushi (
寿司) in Japan und weder REWE-Kühltheke noch Restaurant oder mit Liebe selbst gemacht kann das Rennen mit gehen, das Sushi hier fährt.

  • Einwurf: Habe die Geschichte mit der Gerichtserkennung mittlerweile untersucht und wie erwartet ist ein RFID-Chip in die Teller etc. eingearbeitet und zumindest mit Gewichtssensoren (nennen wir sie Waage) wird gearbeitet.
Nachmittags ging es in die große, weite Stadt. Mitaka-shi (三鷹市) liegt westlich vom Zentrum Tokios.Alien Registration - allein die Bezeichnung ist eine Nennung wert - hieß die erste Aufgabe. Ziel: Anmeldung bei der Stadt um den Aufenthaltsort anzugeben und um sicher zu stellen dass, gesetz dem Fall man wird von einem Tsunami weg gespült oder unter Trümmern bei einem Erdbeben begraben, nach einem gesucht wird. Tatsächlich wirkt die Bezeichnung durchaus passend, zumindest wenn man sich mit vielen anderen Studenten in einer japanischen Stadtverwaltung wieder findet. Man hätte die Stadt durchaus vorwarnen können - der japanischen Bürokratieapparat wurde vollends aus der Verankerung gerissen bei dem Ansturm. Ohne Studentinnen die uns zum Übersetzen begleitet haben wäre absolut nichts gegangen, aber so war es nach ca. 4 Stunden geschafft.
Health Insurance - wurde direkt mit abgewickelt. Ein jeder Student muss sich in Japan krankenversichern, egal wie lange er in Japan studiert. Mit etwa 80 Euro für ein akademisches Jahr ist man aber dabei.
Bus fahren -
  • bedeutet in Japan pünktlich von A nach B zu kommen.
  • bedeutet in Japan sich auch bei Temperaturen jenseits der 37 °C noch auf seine Klimaanlage verlassen zu können. Jeder ICE Bahnreisende wird mir zustimmen dass dies ein gewisses Qualitätsmerkmal ist. :)
  • bedeutet in Japan auf einer Strecke immer den gleichen Preis zu zahlen, egal wie weit man fährt, ob man Student, Arbeiter oder Rentner ist.
  • bedeutet in Japan sich daran zu gewöhnen dass Busse mitunter sehr lange mit einem "out of order" Schriftzug hinter Straßenecken lauern, um just in time an der Bushalte zu sein.
Mitaka ist eine sehr lebhafte, kleine Stadt und wie es sich für einen Münsteraner gehört habe ich eine gewisse Euphorie verspürt als wir uns Fahrräder gekauft haben. 10.000 Yen und man ist dabei, also kann man sich hier für 100€ eine neue Leeze zulegen. Der Preis ist verhältnismäßig der gleiche wie in Deutschland, wenn man von reinen Materialkosten ausgeht. Zwischen den Zeilen kann man also erkennen dass das Fahrrad nicht sonderlich groß ist und entweder hat sich der lokale Einkäufer vertan oder es gibt scheinbar nur zwei Größen - groß und klein. Als Umrechnung würde ich also folgende Skala anlegen:
  • Das japanische groß wird zu klein
  • Das japanische klein wird zu sehr klein
Was will man machen, so lässt sich immerhin Material sparen und günstig ist es. Ich hab nen Fahrrad. :) Schwarz mit Korb, Klingel, Radio und Boxen im Lenker - bald.

... to be continued ...


Sonntag, 5. September 2010

"... a drunken land is much easier to govern. True Story."

Sitzen, Aufspringen, Mitbewohner begrüßen, Gummibärchen essen, Jelly Beans futtern und Musik hören macht auf Dauer ziemlich hungrig. Wer kennt es nicht? Klare Sache also, ab in die Mensa! Nun begab es sich dass die Cafeteria just an dem Tage meiner Ankunft neu eröffnet wurde, nagelneues Bauwerk. Die Entfernung ist mit 1-2 Minuten durchaus zu überwinden und wenn man von diesen Metern, bei 35 °C, bereits ordentlich ins Saften gekommen ist wird man von der Klimaanlage bereits willkommen geheißen.
Also rein in den Reistempel und staunen: Strahlend weiße Tische und Stühle, Sofas, im oberen Stockwerk eine Bar (nur zugänglich für Mitarbeiter der ICU - die 15.000€ Studiengebühren sind also gut angelegt) eine Kaffeebar und dann die Essensausgaben. Täglich "Italian Food" was mal Pizza und mal Nudelvariationen sind, täglich ein "Rice & Curry" Bereich und zwei Menüs. Mit 300 Yen also etwas um die 2,80€ ist es dabei günstiger als selbst gekocht.

Man mag meinen "Oh ja jetzt werde ich hier mit einer Beschreibung einer Standard-Mensa gequält - da kann ich mich besser wieder dem Hartz 4 TV widmen." Dem mag ich natürlich nur entgegen: "Mit nichten!"
Also was zeichnet dieses neue Bauwerk aus? Klar die japanischen Gerichte und dass das meiste doch durchaus gesund ist und man hier auf deibel komm raus keine Currywurst mit Pommes Mayo findet und die Frage nach der Mantaplatte unbeantwortet bleibt. Zwei weitere Dinge scheinen mir erwähnenswert, man begegnet ihnen chronologisch.
  1. Nachdem man sich sein Tablett voll gestellt hat ist die Kasse zu erwarten, aber weit gefehlt. Erst einmal wird in aller Ruhe gegessen und es wird auf die moralischen Werte der Studenten vertraut, dass diese nach dem Essen nicht einfach aufstehen und das Weite suchen. (Vorschau: "In God we trust and we swear to obey the human rights declaration of the United Nations" - da gibbet auch noch was zu ;) ) Es wird also nach dem Essen mit einer üblichen Mensa-Card bezahlt. Mich würde wirklich interessieren ob so ein Modell in Deutschland funktionieren würde!
  2. In der Mensa gibt es kein Kassenpersonal und auch keinen Automaten dem ich mitteile was ich alles gegessen habe. Es gibt Computer und Sensoren. Ich platziere also das Tablett unter einem der Rechner und der ermittelt nun erst einmal welches Gericht ich hatte, wie viel ich davon in etwa gegessen habe und in Abhängigkeit davon wie viele Kalorien, Vitamine, Mineralstoffe etc. ich zu mir genommen habe. Zumindest das Erkennen der Gerichte halte ich für einen Trick und unterstelle dass RFID Chips zum Einsatz kommen die in die Teller eingearbeitet sind - bleibe da am Ball und werde der Geschichte auf die Schlichte kommen.
Das ist also die Mensa. Notiz nach Rulle - Mama: Ich werde hier die ganze Woche mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen versorgt. Kann von 9 - 22 Uhr das Bistro aufsuchen und werde ganz sicher nicht verhungern - solange ihr mir kontinuierlich mein Kreditkartenkonto auffüllt :) . Es liegt also an euch.

Weiter im Text: Hanging around having a coffee and getting to know each other. Durchaus interessanter Haufen der hier herum läuft. Zu meinen Mitbewohnern zählen Japaner, Chinesen, Koreaner, Philippiner, Mexikaner, Uruguayer, Kanadier, Amerikaner, Franzosen, Engländer, Russen - um mal nen Überblick zu geben. Global House passt also wohl. Gesprochen wird vor allem Englisch und Japanisch, läuft.

Der Abend: Um mal einen Eindruck zu verschaffen wie ungerecht teuer dieses Land ist, ist es am besten sich vor Augen zu führen dass eine Kiste Bier [ビール](standesgemäß aus Dosen) im Supermarkt 45€ kostet. Was tun fragt man sich - scheint sich auch schon ein Japaner gedacht zu haben und hat happoshu (発泡酒) erfunden. Wenn ich es richtig verstanden habe wird bei happoshu der Hopfenanteil reduziert und damit eine hohe Besteuerung vermieden. Die ,nennen wir sie wohlwollend, Plörre kostet lediglich 25 - 30 €. Hauptverwendung ist Bier-Pong denn mit dem Weg um die Steuer wurde gleichzeitig ein Weg um den guten Geschmack gefunden.
Da nehme man doch lieber das für 45€, welches immerhin nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wurde! Manchmal.
Anker lichten und auf zu großen Fahrt hieß es dann am Abend in einer der Units - nen Gestell Pilsbier wurde angeschleppt, dann noch eines (dank der Tatsache dass in Tokyo wert auf 24/7 gelegt wird kann man hier immer los ziehen und nachladen - geiles Land) und da guckste kaum weg ist die erste Hälfte der Leute dicht wie ne Haubitze. Man sollte sich da nichts vormachen, einige der Jungs und Mädels vertragen nichts. Garnichts. Klar dass man sich nicht beschwert dass Bier so teuer ist wenn man nach nem Liter davon bereits den Mann mit dem Hammer auf sich zukommen sieht. Wer sich als standhaft gegenüber Bier erwies wurde mit Sake ( 酒), Wein, Whiskey, Grappa und last but not least einer guten Flasche handverlesenem polnischen Vodkas mit 95% gefügig gemacht.
Ich bin alt - sehr alt! Meine trüben und aufgrund meiner 24 Jahre bereits schwachen Augen und meine nurnoch rauschenden Ohren haben festgestellt, dass kaum jemand mein Alter erreicht. Es startet hier mit zarten 17 Jahren, wobei der Schnitt von zwei "Rotary Club" Friedensforschern mit 47 und 30 Jahren doch nochmal gezogen wird. Werde den Friedensforschern nachher mal nen Besuch abstatten und nen Foto von den Jungs machen, denn ich bin mir sicher der eine ist Tim Allen (Tim Taylor der Heimwerkerking) oder Bruder nach ner Runde "Supersize Me". Selbstverständlich weiß ich das Alter zu meinem Vorteil zu nutzen und komme daher nicht alle 5 Minuten auf die Idee mir einen der 95% Beschleuniger ein zu verleiben (oder Looping Louie Silvester mit Strohrum zu spielen)- wenn man jedoch mit seinen 17-20 Lenzen aus dem Land der Träume in das Land des Lächelns kommt und zum ersten Mal ne "WG-Party" mitmacht sieht das hingegen oft anders aus. Anfängerfehler - aber learning by doing, von daher "Leinen los".

Am nächsten Morgen startete pünktlich um 8 Uhr unsere Einführungswoche - Vorbereitung: 3 Stunden Schlaf. Doch das ist eine andere Geschichte. :)